Neues Gipfeltreffen Trump-Putin in Budapest geplant
Vor dem Hintergrund des Treffens mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj am heutigen Freitag in Washington hat US-Präsident Trump am Vortag überraschend mit Russlands Präsident Putin telefoniert. Sie vereinbarten laut Trump ein persönliches Treffen in Budapest. Kommentatoren debattieren, was diese Entwicklung für die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Krieges und die Lieferung von US-Tomahawk-Marschflugkörpern bedeutet.
Selenskyj könnte mit leeren Händen dastehen
La Repubblica sieht Europa vor den Kopf gestoßen:
„Am Ende gelingt es ihm [Putin] immer. Er beschwichtigt ihn [Trump], beruhigt ihn, bringt ihn dazu, Drohungen und Ultimaten aufzugeben und ihm Zugeständnisse zu machen. Nach dem bilateralen Treffen in Anchorage, Alaska, USA, ist es Wladimir Putin gelungen, ein neues Treffen mit Donald Trump in Budapest, Ungarn, Europäische Union, zu erreichen. Das ist ein Schlag ins Gesicht des Alten Kontinents, der mittlerweile zum neuen offiziellen 'Feind Nr. 1' Moskaus geworden ist. ... Und es ist eine Niederlage für Wolodymyr Selenskyj, der heute [Freitag] wahrscheinlich mit leeren Händen vom Treffen mit Trump zurückkehren wird.“
Mitgefühl-Trick ist effektiv
Noch vor der Vereinbarung des neuen Gipfels lobte Politologe Abbas Galliamow Trumps Kommunikationsstrategie auf Facebook:
„Wenn Trump Putin auffordert, den Krieg zu beenden, betont er immer wieder, dass dabei nicht nur Ukrainer, sondern auch Russen sterben. Das ist eine wirkungsvolle Botschaft, die verhindert, dass der US-Präsident als 'Feind Russlands' wahrgenommen wird. ... In seiner Rhetorik hinsichtlich des Krieges hat Trump den politischen Aspekt minimiert und konzentriert sich nun ausschließlich auf den humanitären. Er spricht nicht darüber, wer Recht hat und wer nicht, wer Aggressor und wer Opfer ist. ... Hinsichtlich des Drucks auf Putin ist dies richtig. Im Vergleich zum US-Boss wirkt der russische Präsident nun wie ein Ruchloser, der Menschen im Namen der Politik opfert.“
Nichts als ein Bluff?
Die in Aussicht gestellte Lieferung von Raketen großer Reichweite dürfte wohl nur ein Druckmittel gewesen sein, meint Corriere della Sera:
„Auch wenn die Rückkehr von Selenskyj ins Oval Office in einer ganz anderen Atmosphäre stattfinden wird als im Februar, als er in die Enge getrieben wurde, ist keineswegs ausgemacht, dass er mit der Genehmigung für den Kauf von Waffen nach Hause zurückkehren wird, die für die laufende DeepStrike-Kampagne gegen strategische Ziele auf russischem Gebiet als unerlässlich gelten. ... Während der Kreml von einer 'gefährlichen Eskalation' sprach, hatten Beobachter in den vergangenen Tagen bereits betont, dass die Tomahawks ein Bluff von Trump sein könnten, um Putin an den Verhandlungstisch zu zwingen.“
Zurück im Bann des Kremlchefs
Der Diplomat und zentristisch-liberale Politiker Roman Bessmertnyj analysiert auf Facebook:
„Das ist eindeutig ein Thema für Psychologen – wie Putin die narzisstische Natur Trumps versteht: Er dankte ihm für den Frieden im Nahen Osten, äußerte die Hoffnung auf eine weitere Zusammenarbeit mit First Lady Melania Trump bei der Rückführung ukrainischer Kinder und begann, über mögliche Handelsbeziehungen mit den USA nach dem Ende des russisch-ukrainischen Krieges zu sprechen. Und schon schlug das Pendel in Richtung Moskau aus: Donald Trump teilte in den sozialen Medien mit, dass ein Treffen mit Russland auf höchster Ebene bereits für die kommende Woche vorbereitet werde. In einem weiteren Beitrag verblüffte der US-Präsident mit der Ankündigung, sich mit Putin in Budapest treffen zu wollen.“
Nur ein fairer Deal wäre ein Erfolg
Es ist nicht sicher, dass das Treffen Ungarn Ruhm einbringen wird, warnt der Außenpolitikexperte und ehemalige Europaabgeordnete der ungarischen Liberalen István Szent-Iványi auf Facebook:
„Die große Frage ist natürlich, wie dieser Krieg beendet wird. Wird ein fairer Deal zustande kommen, was angesichts der beteiligten Akteure nicht leicht vorstellbar ist, oder erleben wir einen Verrat, bei dem die Ukraine gemeinsam 'unter den Bus geworfen' wird? Wir können nur hoffen, dass Ersteres eintritt, aber Letzteres würde uns auch nicht wirklich überraschen. Für Budapest wird dieses Treffen nur dann Ruhm einbringen, wenn es nicht zu einem neuen München oder Jalta wird, sondern zum Ort einer fairen Einigung.“