COP30: Kann die Klimawende noch gelingen?
Vom heutigen Montag an wird bei der Weltklimakonferenz COP30 im brasilianischen Belém über Klimaschutzziele verhandelt. UN-Generalsekretär António Guterres hatte zuvor zu verstärkten Maßnahmen gegen den Klimawandel aufgerufen. Es sei nicht gelungen, unter 1,5 Grad Erderwärmung zu bleiben, und jedes Zehntelgrad bedeute mehr Hunger, mehr Vertreibung und mehr Verluste. Kommentatoren fragen sich, was von dem Gipfel erwartet werden kann.
Ein langfristiger Prozess
Auch diese COP wird die Klimakrise nicht über Nacht lösen können, mahnt La Tribune:
„Die Enttäuschung, die sie jedes Jahr auslöst, ist genauso übertrieben wie die Hoffnungen, die sie weckt. Niemand glaubt, dass die jährlich in New York stattfindende UN-Generalversammlung alle Konflikte der Welt lösen könnte. Bei der COP hingegen träumen viele von einem einzigen großen Gipfel, bei dem sich der gesamte Planet von den fossilen Brennstoffen abwendet. … Das ist eine Illusion. … Es wird niemals eine große Klimarevolution über Nacht geben, wie sie sich Idealisten erträumen. … Doch glücklicherweise ist diese COP nicht unsere letzte Chance, das Klima zu retten. Es ist ein Prozess, der dazu bestimmt ist, niemals abgeschlossen zu werden – und der alle Klimaskeptiker dieser Zeit überleben wird.“
Es gibt Grund zum Feiern
Politiken sieht einen Lichtblick in der Einigung der EU auf Klimaziele kurz vor der COP30:
„Ja, bis 2040 ist es noch ein langer Weg, aber wenn sich die EU-Länder einmal verpflichtet haben, werden in nächster Zeit viel Geld und private Investitionen in Projekte fließen, die die EU in diese Richtung führen sollen. Das macht es schwieriger, Klimamaßnahmen zurückzunehmen, selbst wenn der Rechtsruck anhält und in vier Jahren eine weniger grüne Kommission in Brüssel an die Macht kommt. Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Marathon, kein Sprint, und deshalb ist es ein Grund zum Feiern, dass die EU an ihren langfristigen Zielen festhält. Wir sollten viel mehr tun, aber so traurig und unzureichend es auch ist, es ist schwer vorstellbar, dass jemand anderes als die EU den globalen Klimakampf anführen könnte.“
Ergebnis ungewiss
Was bei der COP herauskommen wird, ist schwer absehbar, meint Trouw:
„Was nicht weiterbringt, ist der zunehmende Chauvinismus, wie beispielsweise die Politik des amerikanischen Präsidenten Trump, die vor Egoismus nur so trieft. Er selbst wird zwar nicht in Belém dabei sein, aber seine Vorliebe für Öl, Gas und Kohle, deren Revival er in Gang setzte, wird der Haltung anderer Länder mit großen fossilen Interessen nicht zuträglich sein. Andererseits könnte Trump auch eine grüne Gegenbewegung hervorrufen. Das Ergebnis der zweiwöchigen COP30 in Brasilien ist ungewiss. ... In Wirklichkeit haben die UN-Klimakonferenzen, so zeigt die Erfahrung jedes Jahr, ihre ganz eigene Agenda und diplomatische Dynamik.“
Frühere Tatenlosigkeit erzwingt drastische Maßnahmen
Fünf junge Wissenschaftler fordern Spanien in El País auf, das Ende des fossilen Zeitalters voranzutreiben:
„In Spanien konzentrierte sich die öffentliche Debatte stark auf die Anpassung [an sich ändernde Klimabedingungen]. … Doch man kann eine Wunde nicht heilen, ohne die Blutung zu stillen: Anpassung ist sinnlos, solange nicht auf fossile Brennstoffe verzichtet wird. … Auf der bevorstehenden COP30 sollte Spanien dem Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe beitreten und sich den führenden Klimaschutzländern anschließen. … Die Tatenlosigkeit der letzten Jahrzehnte zwingt uns zu drastischen Maßnahmen. Die Alternative ist eine Dystopie, die die Klimaapartheid verschärft: Einige wenige profitieren, während die globale Mehrheit in der Klimahölle schmort.“
Ein Cocktail aus Krisen und Konflikten
Le Quotidien warnt vor verheerenden Folgen der nicht erreichten Klimaschutzziele:
„Wir sind also gescheitert. Bislang fühlen wir in unserem Leben kaum Unterschiede. Der Klimawandel wird unsere immerhin in gemäßigten Klimazonen liegenden Gegenden in einigen Jahrzehnten jedoch erreichen, das ist gewiss. Dass die vielen Menschen am anderen Ende der Welt in Regionen bleiben werden, wo man in Folge von Dürren, Nahrungsmittelmangel oder wiederholten Überschwemmungen nicht mehr leben kann, ist schwer vorstellbar. Humanitäre und Flüchtlingskrisen werden dieses Jahrhundert prägen. Dieser Cocktail könnte auch Konflikte um den Zugang zu Ressourcen auslösen. Wir werden das aus nächster Nähe erleben.“
Hauptsache weg von fossilen Brennstoffen
Die Hoffnung nicht aufgeben, mahnt Avvenire:
„Die Zunahme von Kriegen, massive Investitionen in Waffen und der stetig steigende Energiebedarf haben den ökologischen Wandel – abgesehen von der Rhetorik – auf der Prioritätenliste vieler Länder nach hinten verschoben. Nicht nur in Washington, das sich – auf Wunsch von Donald Trump – aus dem Pariser Abkommen zurückziehen will und in Belém durch Abwesenheit glänzt. … Es überrascht daher nicht, dass UN-Generalsekretär António Guterres die COP mit der Feststellung eröffnete, dass das größte Ziel des Pariser Abkommens, die globalen Temperaturen unter 1,5 Grad zu halten, 'weltweit gescheitert' sei. ... Aber noch ist nicht alles verloren: Die Welt kann den Schaden noch minimieren, indem sie beschleunigte Maßnahmen ergreift, angefangen mit der schrittweisen Abkehr von fossilen Brennstoffen.“
In zehn Jahren ist viel passiert
Kauppalehti hofft auf viele sich ergänzende Erfolge:
„Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens ist noch weit entfernt, aber in zehn Jahren ist auch viel passiert. Im Energiesektor ist bereits ein großer Wandel im Gange und auch in Finnland haben Unternehmen Geld in die Reduzierung ihrer Emissionen investiert, weil sie dies für ihr eigenes Geschäft als klüger erachten. In den Klimaverhandlungen der kommenden Wochen muss es gelingen, dass weitere Teile dieses Puzzles ihren Platz finden.“
Auf Fortschritte fokussieren
Wir sollten uns nicht zu sehr auf das Abschlussdokument der COP konzentrieren, rät François Gemenne vom Weltklimarat in Les Echos:
„Wenn wir hingegen aufhören würden, von jeder COP entscheidenden Richtungswechsel zu erhoffen, und wenn wir uns eher auf all das konzentrieren, was abseits der zentralen Verhandlung passiert und was so oft als großer Trubel verschrien ist, dann könnten wir mehr Anlass zu Hoffnung finden. Denn die Koalitionen und Partnerschaften, die geschmiedet, und Projekte, die finanziert werden, sind greifbarere Ergebnisse als die Abschlusserklärung und skizzieren die Umrisse der künftigen Wirtschaft.“