Trump empfängt Bin Salman und Ronaldo
Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman ist von Donald Trump im Weißen Haus empfangen worden – und hatte eine Reihe von Mitbringseln dabei: Milliardeninvestitionen, Waffendeals und den bekanntesten Fußballer des Planeten, Cristiano Ronaldo, der beim saudi-arabischen Club Al-Nassr unter Vertrag steht. Kommentatoren beleuchten die gemeinsamen Interessen der drei Männer und üben Kritik.
Glänzende amerikanisch-saudische Beziehungen
Für Saudi-Arabien hätte der Besuch kaum besser verlaufen können, meint The Economist:
„Am 18. November empfing Donald Trump Mohammed bin Salman, den saudischen Kronprinzen, mit allem Pomp, den Amerika aufbieten konnte, einschließlich einer Militärparade und einem Galadinner im Weißen Haus. Die beiden Männer unterzeichneten Vereinbarungen über Investitionen, Waffenverkäufe und nukleare Zusammenarbeit. Trump erklärte Saudi-Arabien zu einem 'wichtigen Nicht-Nato-Verbündeten'. Nach einem Jahrzehnt der Spannungen scheinen die amerikanisch-saudischen Beziehungen wieder auf einer soliden Grundlage zu stehen. Bei genauerer Betrachtung waren die Verträge jedoch typisch Trump: viele Versprechungen, wenig Konkretes.“
Im Weißen Haus zählt nur das Geld
Was Trump betreibt, ist zynische Realpolitik, kritisiert die taz:
„Reiche Staaten dürfen alles, mächtige Länder bekommen keine Auflagen. Und Saudi-Arabien wird wieder gebraucht: für die Stabilität des Nahen Ostens, für die Normalisierung der Beziehungen zwischen arabischen Staaten und Israel, für eine Lösung der Palästinafrage und als Gegenspieler zu Iran. ... in einem anderen Konflikt – Russlands Angriff auf die Ukraine – tut die Ölmacht Saudi-Arabien nichts, um Trumps Politik der härteren Russlandsanktionen zu unterstützen. Moskau ist noch immer Partner des Opec-Kartells der Ölstaaten. Aber Trump schaut nur aufs Geld und das, obschon er noch immer auf den Friedensnobelpreis spekuliert.“
Je brutaler, desto beliebter
Das Schlimmste an dem Treffen ist Trumps Haltung gegenüber bin Salman und anderen Autokraten, betont La Libre Belgique:
„Er verharmlost Akte extremer Grausamkeit (die Verstümmelung von Jamal Khashoggi) und beschmutzt das Andenken an diesen Dissidenten, der angesichts des Eindrucks zunehmender Bedrohung bereits ins US-Exil geflüchtet war, wo er für die Washington Post arbeitete. ... Donald Trump bestätigt hier erneut seine unstillbare Faszination für autokratische Herrscher und zwielichtige oder brutale Persönlichkeiten, deren Verdienste er regelmäßig rühmt, beziehungsweise denen gegenüber er Wertschätzung oder sogar Freundschaft empfindet. Eine Haltung, die nicht nur die persönlichen Neigungen des US-Präsidenten zum Ausdruck zu bringen scheint, sondern die offenbar auch als schlagendes Verhandlungsargument dient. Zynisch und bestürzend.“
Ronaldos Probelauf für die große Politik?
Plant Cristiano Ronaldo eine politische Karriere, fragt der Kommunikationswissenschaftler Dinis de Oliveira Fernandes in Público:
„Es gibt Diplomaten, die ihr ganzes Leben lang versuchen, ins Weiße Haus zu gelangen; Ronaldo hat es geschafft, weil der Sohn von Präsident Trump 'ein Fan' ist. ... Wir kennen keine einzige konsistente politische Position von Cristiano Ronaldo. Nichts. Null. Weder zur Wirtschaft, noch zu Menschenrechten, noch zur Rolle des Staates, noch zur Außenpolitik. Ironischerweise ist dies der Bereich, in dem er derzeit aktiver zu sein scheint als viele Diplomaten. Seine politische Vision existiert, ist aber nicht sichtbar. Unterdessen sammelt Cristiano globalen Einfluss, Medienkapital, Machtnetzwerke und die Art von internationaler Sichtbarkeit, für die jeder portugiesische Politiker alles geben würde.“