Konzerne und der Regenbogen: Alles nur Marketing?

Im Juni wird vor allem in angelsächsischen und romanischen Ländern der Pride Month begangen. Mit Paraden und Protestaktionen feiert die LGBTQ-Community gesellschaftliche Vielfalt und macht auf fortbestehende Ungerechtigkeiten aufmerksam. Viele Konzerne färben ihre Logos während dieser Wochen in den Regenbogenfarben - allerdings nicht weltweit. Echtes Engagement sehen Kommentatoren darin nicht.

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Magyar Hírlap (HU) /

Offensichtliche Doppelmoral

Die regierungsnahe Magyar Hírlap kritisiert das Engagement der Konzerne als heuchlerisch:

„Die Großunternehmen haben ihre Profilbilder in den Sozialen Medien nur in denjenigen Ländern in Regenbogenfarben gefärbt, wo Homosexualität nicht strafbar ist. Auch in Ländern, wo sie strafbar ist, sind diese Firmen vertreten, aber Profit ist nun mal Profit.“

Neue Zürcher Zeitung (CH) /

Firmen sind eben keine Helden

Wer von Firmen soziales Engagement erwartet, ist naiv, meint die Neue Zürcher Zeitung:

„Im Nahen Osten, wo Homosexuellen im Extremfall die Todesstrafe droht, blieben die Profile unverändert. Nun wird den Firmen in den sozialen Netzwerken eine Doppelmoral vorgeworfen: Stünden sie wirklich hinter ihrem Engagement, würden sie auch im Nahen Osten die Regenbogenfahne hochhalten. Das ist vermessen. Niemand kann erwarten, dass sich westliche Firmen absichtlich selbst schaden. Und selbstverständlich solidarisieren sich Unternehmen auch mit der LGBTIQ+-Szene, weil sie damit ihren Absatz steigern wollen. ... Man kann den vorgeschobenen Aktivismus der Grossfirmen als Anbiederung empfinden. Doch immerhin bekennen sie sich im Westen zu Toleranz. Aber am Ende sind Unternehmen eben immer Optimierer ihres Gewinns, nicht Helden der Gesellschaft.“

Irish Independent (IE) /

Disneyfizierung verwässert die Botschaft

Dass mittlerweile so viele auf die Regenbogen-Welle aufspringen, missfällt Kolumnistin Larissa Nolan von The Irish Independent:

„Banken und multinationale Konzerne, die unbedingt ihr Bekenntnis zum Regenbogen zur Schau stellen möchten, und Politiker, die auf Beifall dafür hoffen, sich im Jahr 2021 zu Inklusion zu bekennen, haben sich zur Speerspitze des Events gemacht. Viele in der homosexuellen Community fühlen sich verraten. Man nennt es 'Disneyfizierung', wenn etwas so weit kommerzialisiert wird, dass es vereinfacht, kontrolliert und ungefährlich ist. Jetzt, wo Disney selbst bei Pride einsteigt, ist die 'Disneyfizierung' des Events offiziell abgeschlossen.“