Lieferengpässe wegen Fahrer-Mangel nach Brexit

Großbritannien fehlt es an Lastwagenfahrern, auch weil etwa 20.000 osteuropäische Fahrer das Land nach dem Brexit verlassen haben. In britischen Supermärkten sind Lücken in den Regalen seit Wochen nicht zu übersehen. Ob der EU-Austritt diesbezüglich ein Fehler oder eher ein Segen war, sehen Kommentatoren höchst unterschiedlich.

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The Guardian (GB) /

EU-Austritt kommt uns teuer zu stehen

Die Verwerfungen auf dem britischen Arbeitsmarkt nach dem Brexit waren vorauszusehen und werden noch lange anhalten, klagt The Guardian:

„Ein Problem, wie Unternehmen bereits im Vorfeld gewarnt hatten, ist, dass Migranten in der Regel nicht in Traumjobs tätig waren, umgeben von Arbeitslosigkeit. Die Aufgaben, die sie erledigten, und die Bedingungen, unter denen sie arbeiteten, sind für britische Arbeitnehmer möglicherweise nicht ansprechend. Es kann sein, dass diese Lücke im Arbeitsmarkt nicht schnell geschlossen werden kann. In einigen Bereichen - zum Beispiel im Speditionswesen - sind auch der schnellen Ausbildung und Zulassung von Nachwuchskräften Grenzen gesetzt.“

Daily Mail (GB) /

Endlich Schluss mit dem Lohndumping

Mittelfristig führt das zu fairen Löhnen für mehr einheimische Arbeitnehmer, freut sich hingegen The Daily Mail:

„Ist das nicht ein Grund zum Feiern? Die Billiglöhne der Lkw-Fahrer wurden niedrig gehalten durch die Vielzahl der Osteuropäer, die bereit waren, für den schlechten Lohn zu arbeiten. Derselbe Effekt war in der gesamten britischen Industrie zu spüren. Das war ein Grund, warum viele Menschen für den EU-Austritt stimmten. Weniger osteuropäische Fahrer führen kurzfristig zu Engpässen. Doch wird dies dazu führen, dass Arbeitgeber, die stark von billigen Arbeitskräften profitiert hatten, nun die Löhne erhöhen. Und das wird zu gegebener Zeit mehr Einheimische für das Lkw-Fahren begeistern.“