Krieg in der Ukraine: Wer kann vermitteln?

Israels Premier Bennett versucht sich bereits als Vermittler im Ukraine-Krieg. Nach einem Besuch bei Putin in Moskau kam er nach Berlin. Aber auch China ist für eine Mediatorenrolle im Gespräch. Europas Presse prüft die Eignung und stellt die Frage, welche Eigeninteressen Staaten verfolgen, wenn sie sich als Vermittler anbieten.

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Süddeutsche Zeitung (DE) /

Bennett ist als Mediator ungeeignet

Israel ist für eine Vermittlerrolle zu schwach und nicht frei von Eigeninteresse, erklärt die Süddeutsche Zeitung:

„Israel passt insgesamt nur schlecht in eine Mediatorenrolle - und das nicht nur, weil es sich im eigenen Konflikt mit den Palästinensern oft genug gegen jede Vermittlung gesträubt hat. Wer einen Konflikt von außen beenden will, der muss entweder so stark und mächtig sein, dass er die Kontrahenten mit Zuckerbrot und Peitsche zum Einlenken bewegen kann. Oder er muss komplett neutral und ohne eigene Interessen sein. Beides passt nicht auf Israel. ... Putins Wohlwollen wird gebraucht, um im benachbarten Syrien mit Luftschlägen gegen iranische Umtriebe vorgehen zu können.“

Le Temps (CH) /

Chinas große Chance auf Image-Politur

China würde mächtig profitieren, wenn es zwischen Russland und dem Westen ausgleichen könnte, meint Le Temps:

„Für das Reich der Mitte bietet sich die perfekte Gelegenheit, sich an seinem strategischen Gegner, den USA, zu rächen und seine Soft Power unter Beweis zu stellen – zu einem Zeitpunkt, an dem sein Image wegen seines Umgangs mit den Menschenrechten und seiner Machtdemonstrationen im Südchinesischen Meer beträchtlich leidet. Wenn China als Friedensstifter auftritt und so die Covid-19-Krise vergessen macht (wobei es im Hinblick auf Taiwan natürlich genau beobachtet, wie die USA und die Nato die Ukraine-Krise handhaben), stellt das Peking ins Zentrum des Geschehens. Mit einem Vorteil: Es ist nicht selbst am Konflikt beteiligt.“

La Stampa (IT) /

Holt Merkel zurück!

Europas letzte Friedenshoffnung heißt Angela Merkel, meint der Geopolitik-Experte Lucio Caracciolo in La Stampa:

„Sollte die Exkanzlerin aus ihrem wohlverdienten Urlaub zurückkehren und nach Moskau und Kyjiw fliegen, um die Bedingungen für einen sofortigen Waffenstillstand als Auftakt zu einem dauerhaften Abkommen über den Status der Ukraine auszuhandeln, würde sie als Europas Friedensstifterin in der Stunde der größten Gefahr in die Geschichte eingehen. Bevor die Russen den Ukrainern den Zugang zum Meer abschneiden, wie sie es mit ihrem Marsch auf Odessa versuchen. Und bevor andere Länder zufällig oder absichtlich in den Konflikt hineingezogen werden.“