USA: Show von Jimmy Kimmel wird abgesetzt

Der US-Sender ABC hat die Late-Night-Show des prominenten Moderators Jimmy Kimmel abgesetzt. Dieser hatte sich in seiner Sendung am Montag zum Attentat auf Charlie Kirk geäußert und dabei angedeutet, dass Trumps Verbündete den Mord ausnutzen wollten. Der US-Präsident selbst lobte die Absetzung, Politiker der Demokraten kritisierten sie. Wie steht es um die Meinungsfreiheit im Land der Freiheit?

Alle Zitate öffnen/schließen
The Guardian (GB) /

Die Wahrheit ist nicht mehr frei

Die Absetzung der Show zeigt, wie sehr demokratische Freiheiten in den USA gefährdet sind, so The Guardian:

„Wenn ein Regime die Macht des Gesetzes nutzen darf, um Meinungsäußerungen zu bestrafen, weil ihm deren Inhalt missfällt, dann ist die Meinungsfreiheit nicht gewährleistet. Wenn Medienunternehmen ihre redaktionellen Strategien nicht im Interesse ihrer Leser ändern, sondern aus Angst vor der Reaktion der Regierung und ihrer Verbündeten, dann ist die Presse nicht frei. Wenn eine ehrliche Darstellung von Kirks Leben dazu führt, dass Comedians, Journalisten, Meinungskolumnisten, politische Kommentatoren und Sportjournalisten auf Geheiß staatlicher Akteure und im Interesse der Herrschenden ihren Arbeitsplatz verlieren, dann ist die Wahrheit nicht frei.“

L'Echo (BE) /

Rückkehr zur Hexenjagd

Die Art, wie der Vizepräsident die Bevölkerung gegen Linke aufhetzt, erinnert L'Echo an die Kommunisten-Verfolgung der 1950er Jahre:

„Wenn J.D. Vance seine Mitbürger auffordert, deren Taten zu melden, denkt man sofort an die McCarthy-Ära, als mitten im Kalten Krieg jeder, der kommunistischer Sympathien verdächtigt wurde, ins Visier der Justiz geriet und an den Pranger gestellt wurde. Mit der Rückkehr dieser Art Hexenjagd knüpfen die USA an die dunkelsten Stunden ihrer Geschichte an. ABC-Starmoderator Jimmy Kimmel hat dafür gerade den Preis bezahlt. ... Manche Unternehmen folgen Vances Aufruf auf leichtfertige Weise und erklären sich bereit, 'Säuberungen' bei ihrem Personal durchzuführen. Das kommt völliger Ergebenheit sehr nahe.“

Berlingske (DK) /

Maga kopiert die Linke

Die Meinungsfreiheit wurde in den USA und Europa doch bisher eher von der anderen Seite angegriffen, meint Berlingske:

„Dass Maga nun die freiheitsbeschränkenden Machenschaften der Linken wiederholt, ist ein unfassbares Unglück, das Jeden um die Zukunft der freien Meinungsäußerung in den USA bangen lassen muss. Dabei ist doch das Recht auf freie Rede unmissverständlich in der Verfassung verankert. Ebenso bedauerlich ist es, dass wir uns in Europa in eine Position gebracht haben, in der es schwieriger ist, die Entwicklungen in den USA zu kritisieren. Auch hier gibt es besorgniserregend viele Entwicklungen, die in die völlig falsche Richtung gehen, wenn es um die Meinungsfreiheit geht. Die zahlreichen Versuche in den letzten 20 Jahren seit der Mohammed-Krise, Religionen – sprich: den Islam – vor Kritik zu schützen, sind nur ein Aspekt.“

Forum24 (CZ) /

Das hätte sich Obama mal trauen sollen

Forum24 wundert sich über Trumps Anhänger:

„Trump fordert die Medien auf, Journalisten zu entlassen, die ihm unangenehme Fragen stellen. Er droht, kritischen Fernsehsendern die Lizenzen zu entziehen. ... Trump nutzt offensichtlich alle ihm als Präsident zur Verfügung stehenden Machtmittel, um Kritik zum Schweigen zu bringen. Man kann sich leicht vorstellen, wie die Verfechter der Freiheit zur Verbreitung russischer Desinformation reagieren würden, wenn Barack Obama oder Joe Biden auch nur die Hälfte dessen getan hätten, was Trump jetzt tut. Damals sprachen sie schon von Zensur, weil soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter einigen Beiträgen erklärende und klarstellende Kommentare beifügten. Doch für sie ist Trump seltsamerweise ein Präsident, der die Meinungsfreiheit verteidigt.“

eldiario.es (ES) /

Unfähigkeit zum Protest ist beunruhigend

Eldiario.es fragt sich, wo der Widerstand der Demokraten gegen Trump bleibt:

„In nur wenigen Wochen hat er zwei der bedeutendsten Persönlichkeiten des Showbusiness des Landes zu Fall gebracht [auch Stephen Colberts 'Late Show' wird beendet], ohne dass ihm dies irgendwelche gesellschaftspolitischen Kosten verursacht hätte. ... Während sich die Wirtschaft des Landes weiter verschlechtert, der Fall Epstein nicht verschwindet und die Maga-Welt von (wahnwitzigen) Theorien über den Mord an Kirk erschüttert und gespalten wird, manövriert Trump unbeirrt mit seiner Dampfwalze weiter. ... Am beunruhigendsten ist die absolute Unfähigkeit der Demokraten zu protestieren. Nur Gavin Newsom, Gouverneur von Kalifornien, und der unermüdliche Senator Bernie Sanders scheinen einem Mann Paroli zu bieten, der wild entschlossen ist, sein Land in einen riesigen Golfplatz zu verwandeln.“

De Standaard (BE) /

Europas Schmeichelei muss Grenzen haben

Trumps Attacken gegen die Freiheit haben auch Auswirkungen in Europa, klagt De Standaard:

„Die Offensive der Lüge gegen Wahrheit und Kritik ist in den USA in vollem Gange. Ihre abschreckende Wirkung macht sich auch hierzulande bemerkbar. Petra De Sutter, neue Rektorin der Universität Gent, verzichtet auf eine Wirtschaftsreise in die USA. Als Transfrau fürchtet sie Risiken bei USA-Reisen. ... Wie sollen wir vor diesem Hintergrund auf die Bilder von Trumps Besuch in Großbritannien zurückblicken? Dort konnte man nicht genug rote Teppiche ausrollen, um dem US-Präsidenten zu schmeicheln. Bei der Truppenparade geht Trump voran, König Charles stolpert hinterher. Mit Trump zu verhandeln ist ein diplomatischer Drahtseilakt, aber Appeasement hat Grenzen.“