Nato-Großmanöver Trident Juncture

Im größten Nato-Manöver seit Auflösung der Sowjetunion übt das westliche Militärbündnis derzeit in Norwegen den Verteidigungsfall. Gleichzeitig findet vor der finnischen Ostseeküste auch ein Seemanöver statt. Wem dient diese Übung?

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Avvenire (IT) /

Eine gigantische Messe der Waffenindustrie

Große Militärmanöver und der von Trump angedrohte Ausstieg aus dem INF-Vertrag nützen vor allem der Waffenindustrie, klagt Avvenire:

„Es ist ein ertragreicher Markt, der fast 1,7 Billionen US-Dollar pro Jahr umsetzt, was 2,3 Prozent des Welt-BIP entspricht, und in dem die USA, Russland und China die Hauptakteure sind. ... Mit anderen Worten: Während Russland und die USA (aber auch Peking) auf dem großen politisch-militärischen Weltschachbrett oft Gegner sind, werden sie bei der Verteilung der Beute des Waffenmarkts zu heiteren Spießgesellen. Fallen die internationalen Raketen-Abkommen weg, wäre dies ein Geschenk des Himmels für die Waffenhersteller auf beiden Seiten des Ozeans. Kann man Trident Juncture 2018, dann nicht, etwas überspitzt, als großartige Messe des atlantischen Kriegspotenzials bezeichnen? Oder ist es reiner Zufall, dass die Russen als Ehrengäste in der ersten Reihe sitzen?“

Frankfurter Rundschau (DE) /

Mahnung an die Politik

Die Frankfurter Rundschau ist besorgt über den neuerlichen Wettkampf zwischen Nato und Russland:

„Er findet statt in einer Zeit, in der die USA droht, den INF-Abrüstungsvertrag zu kündigen. In der die Nato-Botschafterin der USA sich mal eben ein wenig unklar ausdrückt, und damit den Eindruck auslöst, die USA plane einen Präventivschlag gegen Russland. In der die Präsidenten der Atommächte Russland und USA ihre Politik aus einem Gefühl der Demütigung heraus gestalten. So sind die Übungsschlachten auf beiden Seiten vor allem eines: die Mahnung an die Politik, sich nicht in einem Gleichgewicht des Schreckens einzurichten, sondern sich mit mindestens ebenso großer Wucht wieder auf andere, friedlichere Ebenen zu begeben.“

Dagens Nyheter (SE) /

Schweden sollte endlich in die Nato

Auch das offiziell allianzfreie Schweden nimmt am Manöver teil, da es im Rahmen der "Nato-Partnerschaft für den Frieden" seit langem eng mit dem Verteidigungsbündnis verflochten ist. Das Land sollte die Ablehnung der echten Mitgliedschaft überwinden, meint Dagens Nyheter:

„Schweden tut alles gemeinsam mit der Nato, außer Mitglied zu sein, weil die Sozialdemokratie an einem logischen Blackout leidet. ... Aber die kollektiven Sicherheitsgarantien der Nato gelten nur für Mitglieder. Gäben wir auch formal die sogenannte Allianzfreiheit auf, wäre nicht zuletzt eine gemeinsame operative Planung möglich. Dies wiederum wäre ein Schritt nach vorn bezüglich der Verteidigung [der schwedischen Ostseeinsel] Gotland. Im Falle eines Angriffs auf das Baltikum käme der Insel eine wichtige Rolle zu. Und der Nato den Vorrang vor dem Kreml zu geben, dürfte besser sein als umgekehrt.“