Schlag gegen die 'Ndrangheta

Bei einer konzertierten Aktion sind hunderte Ermittler in mehreren europäischen Ländern gegen Mitglieder der Mafiaorganisation 'Ndrangheta vorgegangen. Ihnen wird unter anderem Drogenhandel und Geldwäsche vorgeworfen. Genau so muss man gegen die Mafia vorgehen, meinen einige Kommentatoren. Für andere ist dies ein hoffnungsloser Kampf.

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Welt (DE) /

Organisierte Kriminalität gemeinsam bekämpfen

Der Kampf gegen die Mafia ist eine gesamteuropäische Angelegenheit, meint Die Welt:

„Verständlich darum der Stolz der EU-Justizbehörde Eurojust in Den Haag, von der man sonst wenig hört. Man kann sich ohnehin kaum vorstellen, wie kompliziert es ist, die unterschiedlichen Rechtskulturen, Kompetenzen und Sprachen für solch einen Maxischlag gegen die Mafia unter einen Hut zu bringen. Bisher waren es vor allem die Kriminellen, die sich Europas Freizügigkeit in Kombination mit Unübersichtlichkeit systematisch zunutze machten. ... Gegen jede Form von Mafia jedenfalls müssen Demokraten von links bis rechts, in Europas Norden oder Süden ganz fest zusammenhalten. Die Kriminellen, die längst viele Parteien auf dem ganzen Kontinent infiltriert haben, tun das nämlich auch.“

Večernji list (HR) /

Anti-Mafiagesetze sind überall nötig

Hätte es außerhalb Italiens schon früher Anti-Mafiagesetze gegeben, wären die Organisationen nicht so mächtig geworden, beschwert sich Večernji list:

„Die 'Ndrangheta kaufte alles, wofür man nicht die Herkunft des Geldes nachweisen musste - also meist Immobilien. So hat sie sich in Europa verbreitet. In Deutschland gab es kein Anti-Mafiagesetz wie in Italien und es war nicht möglich, Mafiosi zu verfolgen, die ihre Organisationen globalisiert haben. ... Man dachte, die Mafia sei eine Sache Italiens, doch nun wird durch diese Verhaftungen klar, dass die Verbrecherorganisationen global agieren. Man kann ihnen nur mit einheitlichen Gesetzen und globaler Kooperation entgegentreten.“

De Morgen (BE) /

Diese Hydra kann man nicht ausrotten

Die Festnahmen werden der Mafia kaum schaden, klagt De Morgen:

„Massenfestnahmen dieser Art finden regelmäßig in Italien statt, egal welche Regierung am Ruder ist. Nehmen wir nur die 'Ndrangheta: Im vergangenen Januar wurden bereits 169 Mitglieder festgenommen, als die Regierung Gentiloni noch im Sattel saß. Ein paar Monate zuvor, unter Premier Renzi, landeten 70 Mitglieder im Gefängnis. Doch auch unter Berlusconi wurden 2010 schon 300 Mitglieder gleichzeitig verhaftet. Solche Zahlen gibt es für alle großen Mafia-Gruppen in Italien, die dennoch immer weiter zu wachsen scheinen. ... Aufgrund ihrer enormen Reichweite ist es für die italienische Polizei kaum möglich, die Mafia auszurotten. Durch ihre strukturierte Organisationsform stehen nach jeder Verhaftungswelle sofort neue Führungskräfte bereit, um das Ruder zu übernehmen.“