Frankreich soll führendes E-Auto-Land werden

Der französische Präsident Macron hat am Dienstag ein Milliardenhilfspaket für die stark angeschlagene Automobilbranche angekündigt. Damit sollen die Hunderttausenden Jobs in dem Sektor gerettet und das Autofahren umweltschonender gemacht werden. Für Privatkunden und Firmen soll es unter anderem Zuschüsse für den Kauf elektrischer Autos geben. Geht diese Rechnung auf?

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Handelsblatt (DE) /

Solidarischer EU-Wiederaufbau sieht anders aus

Dass Macron verlangt, dass die französischen Hersteller die Wertschöpfung in der Heimat ansiedeln, kritisiert das Handelsblatt:

„Macron verbindet zwei Ziele miteinander, die sich teilweise widersprechen: Europas technologische Souveränität und den Aufbau von Beschäftigung in Frankreichs Autoindustrie. Frankreichs Topzulieferer wie Valeo, Faurecia oder Plastic Omnium liefern wichtige Beiträge dazu, dass Europa in der Autoindustrie, bei Elektro und Wasserstoff technologisch führend bleibt. Aber sie entwickeln und fertigen deshalb nicht unbedingt in Frankreich, im Gegenteil: Sie folgen ihren Kunden, und das ist überwiegend die deutsche Autoindustrie. ... Es wirkt fast wie ein Spott auf das Bemühen um eine gemeinsame europäische Antwort auf die Coronakrise ... Man kann nicht beides haben: einen solidarischen wirtschaftlichen Wiederaufbau ... und ein rein nationales Subventionsprogramm.“

Mediapart (FR) /

Rückwärtsgewandter Hilfsplan

Macrons Plan ignoriert die Tatsache, dass sich die Art, wie wir uns fortbewegen, verändert, kritisiert Mediapart:

„Das Auto ist kein attraktives Objekt mehr. Viele Haushalte wenden sich davon ab, wenn sie können - vielen ist das jedoch nicht möglich. Alle Autobauer suchen ihre Rettung in den neuen Technologien. ... Wer aber denkt, dass es genügt, einen Diesel- oder Benzinantrieb durch einen Elektro- oder Wasserstoffmotor zu ersetzen, um sämtliche Probleme zu lösen, flüchtet vor einer unbequemen Realität. Die Nutzung des Autos an sich ist grundsätzlich zu überdenken. Die Regierung ist weit davon entfernt, den Autoherstellern zu helfen, sich diesem Wandel zu stellen, und ihn in eine umfassendere Vision der Beförderungsmittel sowie der Mobilität der Personen einzubetten. Stattdessen ermuntert sie sie durch Subventionen und staatliche Darlehen dazu, den derzeitigen Zustand zu verlängern.“

Financial Times (GB) /

Umstieg europaweit forcieren

Staatliche Finanzhilfen bieten die Chance, die Autoindustrie grüner zu machen, meint Financial Times:

„Die politischen Führer sollten sich der Lehren aus den Rettungsaktionen von vor zehn Jahren besinnen und ihren Einfluss nutzen, um die Branche und den Verkehr zum Besseren zu verändern. Sie sollten ihr Geld nicht in Verkaufsanreize stecken, sondern in die Entwicklung einer elektrischen Ladeinfrastruktur, die nötig ist, um endlich von Fahrzeugen mit umweltschädlichen Verbrennungsmotoren wegzukommen. Eine europaweite Initiative zum Bau von Elektroautobatterien ist ein positiver Schritt. Jede finanzielle Unterstützung für Autohersteller sollte daran geknüpft werden, dass diese in die gleiche Richtung arbeiten. Die einzelnen Regierungen sind bemüht, ihre Klimaschutzziele zu erreichen. Die derzeitige Krise bietet eine Chance, die sie nicht verpassen sollten.“