Fake News: Die Plage unserer Zeit

Ob Corona, Terror oder Migrationspolitik: Falschmeldungen, verengte Informationskanäle und gezielte Desinformation sind zu einem festen Bestandteil der Medienöffentlichkeit geworden - über Video-Channels und soziale Medien, aber teilweise auch in etablierten Publikationen.

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Blick (CH) /

Auch Spinner können innere Sicherheit gefährden

Die Boulevardzeitung Blick warnt vor gewaltbereiten Corona-Leugnern, unter anderem in Deutschland und der Schweiz:

„Eines Tages sei das Robert-Koch-Institut dran ..., schrieb ein User auf dem Messengerdienst Telegram. ... Maulhelden? Nun: ... Am letzten Wochenende schleuderten Unbekannte Brandsätze auf das Robert-Koch-Institut. Wir sollten die militante Rhetorik der Leugner und Verschwörer ernst nehmen. ... Wenn auf Telegram zum Mord an Gesundheitsminister Alain Berset aufgerufen wird, wenn Radikale ins Internet posaunen, dass Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga in die Gaskammer gehöre, dann müssen die Behörden hinschauen. Aber auch wir, die Bürger dieses Landes. Es mag zwar eine kleine, laute Minderheit sein, ein paar Spinner vielleicht. Doch auch Spinner sind fähig, die innere Sicherheit zu gefährden.“

Wiener Zeitung (AT) /

Die Manipulationen werden immer raffinierter

Gezielte Desinformation hat eine immer stärkere Wirkung, macht sich die Wiener Zeitung Sorgen:

„Laut einer Umfrage unter 500 Social-Media-Nutzern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gaben unlängst 60 Prozent an, dass sie schon einmal einer Falschmeldung aufgesessen sind. ... Die Umfrage zeigt aber auch, dass, wenn Falschinformationen bei mehr als der Hälfte durchgehen, es sich nicht mehr unbedingt um ein Nischenproblem handelt. Weil man ja nicht davon ausgehen will, dass die Menschheit immer stärker verblödet, muss das bedeuten, dass die Produzenten von Fake News immer besser werden, immer besser ihre Unglaubwürdigkeit verschleiern können. Welche Auswirkungen das auf die Gesellschaft und wichtige demokratische Ereignisse und Entwicklungen hat, dürfte sich bald bei der US-Wahl zeigen.“

The Guardian (GB) /

Wahrnehmung und Fakten driften auseinander

Die größte Gefahr von Verschwörungstheorien, wie jenen von QAnon, besteht darin, dass Menschen dazu gebracht werden, niemandem mehr zu vertrauen, warnt The Guardian:

„Wir leben in einer Welt, in der sogar ein Präsident uns nahelegt, dass Ereignisse stattfinden, die wir nicht sehen können - weil die Medien sie angeblich vor uns geheim halten. ... Die Bedrohung durch QAnon besteht darin, dass die Verbindung zwischen dem, was wir als wahr erkennen können, und dem, was wir für wahr halten, weiter geschwächt wird. Das Problem ist nicht, dass jemand, der QAnons verrückte Theorien glaubt, wohl alles Mögliche glauben würde, sondern dass QAnon ihm erlaubt, sich dafür zu entscheiden, niemandem zu glauben. Wahrheit ist, was das Bauchgefühl diktiert. Und mehrere Realitäten stehen zur Wahl.“

Azonnali (HU) /

Meinungsfreiheit gilt auch für Blödsinn

Dass soziale Medien im Bestreben, Verschwörungstheorien und Hassrede Einhalt zu gebieten, Posts markieren und Accounts löschen, ist für Azonnali nicht unproblematisch:

„Wenn ich die freie Äußerung meiner Gedanken einfordere, dann muss ich das auch anderen zugestehen, selbst wenn ich das, was sie sagen, für irren Blödsinn halte. ... Die Position, dass eine Privatfirma das Recht habe, zu entscheiden, welchen Äußerungen sie auf ihrer Plattform Raum gibt, liegt etwa zehn Jahre hinter der Realität zurück. Facebook, Google, Youtube oder Twitter sind heutzutage die Öffentlichkeit selbst. ... Wenn jemand aus diesen Plattformen entfernt wird, wird er aus der Öffentlichkeit gelöscht. Während Diktaturen und illiberale Regime die Festung der Redefreiheit offen belagern, wird sie von den großen multinationalen Tech-Firmen längst langsam und leise untergraben.“