2021 starkes Wachstum erwartet: Können wir aufatmen?

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) rechnet mit einem globalen Wachstum von 5,6 Prozent in diesem Jahr. Wachstumstreiber sind insbesondere China mit 7,8 und die USA mit 6,5 Prozent Wachstum. Aber auch die Eurozone liegt mit einem erwarteten Plus von 3,9 Prozent im Trend. Die Sorgenfalten der Kommentatoren glätten sich damit aber noch nicht.

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Handelsblatt (DE) /

Biden macht es richtig

Allein auf das angesparte Geld der Verbraucher sollten sich Europas Regierungen nicht verlassen, mahnt das Handelsblatt:

„Da die Konsumquote mit wachsendem Einkommen abnimmt, kommt es vor allem darauf an, die Einkommen der wirtschaftlich schwächeren Haushalte zu stabilisieren. Bidens direkte Finanzhilfen zielen deshalb zu Recht vor allem auf die Mittelschicht, die tendenziell einen Großteil ihres verfügbaren Einkommens für den Konsum ausgeben muss und von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie am härtesten getroffen wurde. In Europa und Deutschland verlässt man sich bislang lieber auf das Kurzarbeitergeld und steuerliche Erleichterungen. Das ist ein Fehler.“

Népszava (HU) /

Barschecks helfen, nicht Steuersenkungen

Auch Népszava glaubt, dass Bidens Hilfsprogramm an den richtigen Stellen ansetzt:

„Jüngst wurde in den USA das Kindergeld eingeführt, wenn auch nicht unter diesem Namen. 95 Prozent der US-amerikanischen Kinder werden bis zu ihrem 5. Lebensjahr monatlich 300 Dollar erhalten, danach bis zum 17. Lebensjahr 250 Dollar. Einstweilen gilt diese Maßnahme für ein Jahr, wahrscheinlich wird sie aber verlängert, und dadurch kann die Kinderarmut massiv reduziert werden. Denn diese Beihilfe wird nicht, wie gewohnt, in Form einer Steuersenkung geleistet, die den ärmsten Menschen nichts bringt, sondern in Form eines monatlichen Barschecks.“

Le Figaro (FR) /

Umsatz bewirkt mehr als Kredite

Den Appell eines Zusammenschlusses von Klein- und mittelständischen Unternehmen veröffentlicht Le Figaro:

„Öffentliche Hilfen für Unternehmen sind angesichts der beispiellosen Wirtschaftskrise, die wir gerade durchleben, absolut notwendig. Aber mittelfristig sind sie keine Lösung. Der beste Weg, ein Unternehmen zu unterstützen, wenn nicht sogar der einzige Weg, besteht darin, es nicht an ein Beatmungsgerät zu hängen. Um unseren kleinen und mittelständischen Unternehmen zu helfen, müssen wir ihnen Arbeit geben. Wir brauchen keine staatlich garantierten Kredite, sondern Umsatz. Ein volles Auftragsbuch. Sichtbarkeit. ... Wir appellieren daher an das Verantwortungsbewusstsein jedes öffentlichen und privaten Akteurs und bitten sie, ihre Aufträge in Frankreich zu platzieren, bei französischen Unternehmen.“

Marianne (FR) /

Auch Rentner müssen ihren Beitrag leisten

Autor Denis Lafay fordert in Marianne Solidarität von den Pensionären:

„Sie sind diejenigen, die von den ruinösen wirtschaftlichen, finanziellen und sozialen Maßnahmen profitieren. Ihnen wird das Leben der Jugend geopfert, mit seinen Beziehungen, Freundschaften, Studium und Beruf. Ihr direktes Einkommen bleibt von der Krise verschont. ... Der soziale Zusammenhalt ist bedroht, und es ist vielleicht an der Zeit, dass sie ihren Beitrag zur intergenerationellen Solidarität leisten, die momentan nur in eine Richtung funktioniert. ... Die Senioren sind natürlich nicht für den Ausbruch der Pandemie verantwortlich, und man darf niemanden stigmatisieren; aber sie haben die Möglichkeit, die Chance und damit auch die Verantwortung, zur Entspannung der Lage beizutragen.“