EU-Budget: Zumutung für die Mitgliedsstaaten?
Die EU-Kommission hat einen neuen Haushalt für die Jahre 2028 bis 2034 in Höhe von rund zwei Billionen Euro vorgeschlagen. Das wären etwa 700 Milliarden Euro mehr als im aktuellen Haushalt vorgesehen sind. Gleichzeitig soll weniger Geld fest verplant werden, um im Krisenfall schneller und flexibler reagieren zu können. Europas Presse reagiert schockiert.
Grenzenlose Geldgier
Dieser Haushaltsvorschlag ist einfach nur maßlos, wütet De Telegraaf:
„Die Geldgier der Brüsseler Bürokraten kennt keine Grenzen. Die EU-Kommission unter Leitung von Präsidentin von der Leyen scheint nur damit beschäftigt zu sein, sich mehr Macht anzueignen. ... 'Der ehrgeizigste Haushalt aller Zeiten', nennt ihn von der Leyen. Sie meint natürlich den größenwahnsinnigsten Haushalt, den man sich vorstellen kann. ... Die Kommission zeigt erneut keinerlei Verständnis für die wirtschaftliche Lage in den EU-Mitgliedstaaten. Außerdem ist sie taub für die Kritik der Bürger. ... Hier liegt auch eine wichtige Aufgabe für eine neue Regierung: Standhaftigkeit ist notwendig.“
Ein Fall von Hochstapelei
Woher das ganze Geld kommen soll, fragt sich der Tagesspiegel:
„Eigentlich soll die EU sich aus Beiträgen ihrer Mitglieder finanzieren. Konkret: aus einem festen Prozentsatz des Bruttoinlandsprodukts (BIP) dieser Nationalstaaten. Bisher waren das 1,1 Prozent; künftig sollen es 1,23 Prozent sein. Dieser Steigerung müssen die nationalen Regierungen aber zustimmen. Wie wahrscheinlich ist das? Die haben selbst Budgetprobleme. ... Das 'Schicksalsbuch Europas', das von der Leyen vorgestellt hat, gleicht Hochstapelei. Einnahmen und Ausgaben passen in mehrfacher Hinsicht nicht zueinander.“
Alle Seiten unzufrieden
Dass der Vorschlag wirklich nirgendwo Anhänger findet, stellt La Repubblica amüsiert fest:
„Unzureichend und überhaupt nicht europäisch, meinen die EU-Parlamentarier. Zu hoch, sagen die sparsamen Niederlande und Deutschland, die sich als erste Länder geäußert haben. Ein Angriff auf die Landwirtschaft, schreien die Landwirte, die bereits auf der Straße sind (vorerst ohne Traktoren und Dünger). Ein Schlag, der der Kohäsionspolitik das Rückgrat bricht, meinen die Regionen. Zu viele Steuern, finden die souveränistischen Rechten. Dass der neue Haushaltsplan der Kommission bereits vielen – fast allen – missfällt, könnte auch ein positives Zeichen sein. Auf jeden Fall ist es das Vorspiel für einen erbitterten Kampf der Macht, der Interessen, der Lobbys und des Konsenses.“
Wasser auf die Mühlen der extremen Rechten
Es ist kein Wunder, dass einige Länder bei solch kostenträchtigen Vorschlägen vorsichtig sind, meint Jutarnji list:
„In manchen Mitgliedsstaaten wie den Niederlanden, Schweden, Deutschland und Österreich schaffte es die extreme Rechte Wählerstimmen zu gewinnen mit der Rhetorik, ihr Land würde 'immer zu viel an die EU zahlen'. Die Regierungen dieser Länder sind deshalb vorsichtig und möchten diesen radikalen politischen Kräften nicht noch zusätzliche Argumente geben, weshalb man sich gegen die Erhöhung der Beiträge an den EU-Haushalt sträubt. Doch wird ohne eine Beitragserhöhung die Finanzierung der von der EU geplanten Prioritäten nicht machbar sein.“
Bauernproteste garantiert
Mit jeweils mehr als 400 Milliarden Euro fließt derzeit das mit Abstand meiste Geld in Europas Landwirtschaft und die sogenannte Kohäsionspolitik, mit der schwach entwickelte Regionen unterstützt werden. Das könnte sich laut dem neuen EU-Haushalt ändern. Der EU-Korrespondent László Arató sieht erheblichen Zündstoff in Magyar Hang:
„Die ungarische Regierung – aber auch andere in Europa – werfen der Europäischen Kommission vor, die Mittel für die gemeinsame Agrarpolitik um 20 Prozent kürzen zu wollen. Darüber ist eine heftige Debatte im Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments entstanden. ... Mit Sicherheit muss man davon ausgehen, dass es in den größeren Städten Europas erneut zu Bauernprotesten kommen wird.“