Wie schädlich ist Trumps Protektionismus?

Präsident Trump hat in seiner Antrittsrede bekräftigt, dass er die USA vom Einfluss ausländischer Volkswirtschaften abschotten will. Als eine der ersten Amtshandlungen setzte er den Ausstieg aus dem Pazifik-Freihandelsabkommen TPP um. Schon zu Zeiten der Großen Depression hat Protektionismus nicht geholfen, erinnern Journalisten und bedauern das Ende der Ära des globalen Wirtschaftens.

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Lietuvos žinios (LT) /

Nichts aus historischen Fehlern gelernt

Auch der Großen Depression nach 1929 versuchte man fatalerweise mit Protektionismus zu begegnen, erinnert die Wirtschaftsexpertin der Swedbank, Laura Galdikienė in Lietuvos žinios:

„Im Vergleich zum Beginn der Großen Depression war der Welthandel 1933 bereits auf ein Drittel geschrumpft. Das vertiefte die Weltwirtschaftskrise noch weiter und die Genesung verlangsamte sich. Der Protektionismus zog die Weltwirtschaft wie ein schwerer Stein im Wasser nach unten. Jetzt sieht es so aus, als ob die Menschheit ihre eigenen Fehler wiederholt. Nach den mehr als zwei Jahrzehnten der schnellen Liberalisierung des Handels taucht jetzt das Gespenst des Protektionismus wieder auf. Es beherrscht die Politik und droht die jetzige Welthandelsordnung aufzukündigen, destruktive Handelskriege auszulösen und die zarte Erholung der Weltwirtschaft zu gefährden.“

The Economist (GB) /

Arbeitsplätze werden nicht zurückkommen

Die Ära global agierender Konzerne ist vorbei, beobachtet The Economist und klagt über die Folgen:

„Das goldene Zeitalter der globalen Unternehmen war auch eines der Effizienz und der Wahlmöglichkeiten für Verbraucher. Sein Niedergang mag die Welt gerechter wirken lassen. Doch der Rückzug der multinationalen Konzerne kann nicht all die Arbeitsplätze zurückbringen, die Trump und Co. versprechen. Steigende Preise, schwindender Wettbewerb und langsamere Innovation werden die Folgen sein. Im Laufe der Zeit könnten Millionen kleiner Firmen, die über Grenzen hinweg handeln, die großen Unternehmen als Überträger von Ideen und Kapital ersetzen. Ihre Bedeutung ist jedoch minimal. Die Menschen werden vielleicht einmal auf eine Ära zurückblicken, als globale Unternehmen die Geschäftswelt regierten - und bedauern, dass diese Ära endete.“

Il Sole 24 Ore (IT) /

Bilaterale Absprachen als Lockmittel für London

Die britische Premierministerin Theresa May wird als erste ausländische Regierungschefin vom neuen Präsidenten in Washington empfangen. Eine neue Ära bilateraler Handelsabkommen wird damit eingeläutet, prophezeit Il Sole 24 Ore:

„Mit ihr wird Trump nicht nur über gemeinsame politische Interessen und die bevorzugte Beziehung zwischen Washington und London sprechen, sondern auch Verhandlungen einleiten, die eine Freihandelszone zwischen den beiden Staaten zum Ziel haben. ... Die Auswirkungen und Ungewissheiten dieser US-amerikanischen Wende werden für Europa - wie auch für Asien und Amerika selbst - alles andere als geringfügig sein. Auf politischer Ebene wird in Europa der Druck den Kräften zugute kommen, die auf einen Ausstieg aus den bindenden Absprachen mit Brüssel drängen. ... Großbritannien dürfte den Schaden, den es mit dem Austritt aus dem europäischen Binnenmarkt erleiden wird, mit weitgreifenden Absprachen mit den USA kompensieren. “

China Daily (CN) /

USA schaden sich mit Protektionismus selbst

Ein Handelskrieg mit China würde US-Unternehmen den Innovationsanreiz nehmen und sie von einem riesigen Absatzmarkt aussperren, warnt China Daily:

„Wenn Produzenten in den USA große wirtschaftliche Schutzmaßnahmen benötigen, um die gleichen Güter erzeugen zu können, die in China oder Mexiko in ebenso guter Qualität hergestellt werden können, dann wird das der Wettbewerbsfähigkeit der US-Wirtschaft mehr schaden als nützen. Zugegeben, ein vorübergehender Schutz könnte notwendig sein, um Arbeitern einen Jobwechsel und Unternehmen die Umstellung auf neue Erzeugnisse zu ermöglichen. Doch langfristig ist das Gift für den Unternehmergeist. ... Ein Handelskrieg würde sich für die USA auch deshalb als Bumerang erweisen, weil sich potenzielle Kunden in einem Land mit 1,3 Milliarden Menschen abwenden könnten. Viele internationale Handelsmarken haben von ihren Verkäufen in China profitiert. Es wäre töricht, US-Marken die Chance zu nehmen, das Gleiche zu tun.“