Waldbrände in Südwesteuropa: Was tun außer löschen?

Angefacht von Dürre und Hitze wüten verheerende Waldbrände im südfranzösischen Département Aude und auf der iberischen Halbinsel. Frankreichs Innenminister Retailleau sprach vom größten Flächenbrand seit 1949, der 16.000 Hektar zerstört habe. Inzwischen soll er unter Kontrolle sein. Die Medien fragen sich: Woran liegt es, dass die Natur so leicht und so oft in Flammen steht?

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Público (PT) /

Forstwirtschaft muss vielfältiger werden

Waldgebiete müssen wieder zu belebten Lebensräumen werden, schreibt die Ökologie-Professorin Helena Freitas in Público:

„Der Wald ist fragil geworden, Opfer einer Kombination aus anhaltender Dürre, Landflucht und eintönigen Landschaften, die von Eukalyptusbäumen, Kiefern, Gestrüpp und invasiven Pflanzenarten dominiert werden. Das Beharren auf schnell rentablen Monokulturen bedeutet, das Land Jahr für Jahr zu einer Wiederholung der Tragödie zu verurteilen. ... Portugal braucht eine neue, vielfältigere und intelligentere Forstwirtschaft. Eine Wirtschaft, die nachhaltige und innovative Produkte wertschätzt, hochwertige Arbeitsplätze fördert und lokale Gemeinschaften stärkt.“

Le Point (FR) /

Verfehlte Agrarpolitik

Eine Ursache für die schnelle Ausbreitung der Feuer ist die Stilllegung von Agrarflächen, wettert Landwirt und Journalist Jean-Paul Pelras in Le Point:

„Wo sind die politischen Verantwortungsträger, die Winzern eine mehr als lächerliche Summe zwischen 2.500 und 4.000 Euro pro Hektar bieten, damit sie endgültig ein Arbeitsinstrument, ein Vermögen, ein Erzeugnis mehrerer Jahrhunderte ausreißen, das allein imstande ist, die Feuer zu tilgen. Wie hier im südfranzösischen Département Aude, wo erneut 4.955 Hektar, also 7,81 Prozent der Weinanbaufläche, ausgerissen wurden. Diese Verantwortungsträger, die in Paris oder Brüssel in ihren klimatisierten Büros oder TV-Studios entscheiden, ohne zu wissen, was es kostet, ein Land zu retten, wenn die Menschen fortgegangen sind und es zu brennen beginnt!“

La Libre Belgique (BE) /

Nicht nur der Süden braucht besseren Schutz

Auch das nördlicher gelegene, aber dichtbesiedelte Belgien ist auf Flächenbrände unzureichend vorbereitet, warnt La Libre Belgique:

„Das Verteidigungsministerium hat kürzlich spezielle Kits gekauft, damit seine Helikopter Wasser auf Brandherde abwerfen können. Es analysiert sogar die Möglichkeit, seine großen A400M-Transporter in Wasserbomber umzuwandeln. Doch der Kampf gegen Waldbrände ist weniger die Aufgabe der Armee als die von Feuerwehr und Zivilschutz. Und dort deutet alles darauf hin, dass die Vorbereitung nicht ausreicht. Das Personal ist nicht hinlänglich geschult und die Ausrüstung erfüllt ebenso wenig die Anforderungen. Ganz zu schweigen von Raumordnung und Städteplanung, welche solch spezifische Prävention oft vernachlässigen.“