Nach Alaska und Washington: Auf dem Weg zum Frieden?

Bevor Sicherheitsgarantien für die Ukraine greifen können, müsste Russlands Angriffskrieg stoppen. Ob die Welt diesem Ziel nach den von US-Präsident Donald Trump initiierten Gipfeltreffen in Alaska und Washington näher gekommen ist und welcher Schritt nun folgen muss, debattiert Europas Presse.

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NV (UA) /

Verfrühter Dreiergipfel wäre gefährlich

Vor einer drohenden Falle warnt Diplomatin Lana Serkal in einem von NV übernommenen Facebook-Post:

„Die schlimmste Option wäre es, in dieser Phase der Verhandlungen ein trilaterales Treffen zwischen Selenskyj, Trump und Putin abzuhalten. Das wäre eine ausweglose Falle, und ich hoffe, dass das inzwischen nicht nur mir klar ist. Ein solches Format kommt nur infrage, wenn bereits alles abgestimmt ist, Vertragstexte vorliegen und unsere Seite zuvor in gemeinsamen Arbeitsgruppen an den Vereinbarungen gearbeitet hat. Verhandlungen mit den Russen muss ein geeintes Europa führen – wobei jeder Verbündete seine eigene Expertise einbringt, wie man die russischen Taktiken am besten kontert.“

Új Szó (SK) /

Die Zeit arbeitet nicht für die Ukraine

Den enormen Druck, der auf der ukrainischen Regierung lastet, beschreibt Politikwissenschaftler und Analyst Balázs Jarábik in Új Szó:

„Nach der Skepsis in Alaska hat das Treffen in Washington Kyjiw etwas beruhigt, aber nur, weil die Messlatte das skandalöse Treffen im Februar war. In Kyjiw, wo ich mich gerade aufhalte, weiß man genau: Der Krieg ist auf längere Sicht nicht tragbar. Personalmangel und fehlende Rotation zermürben die Armee – die Säule, auf der der gesamte Staat ruht. Gleichzeitig kann Kyjiw auch den Rest des Donbass nicht aufgeben, da ein solcher Kompromiss den Zusammenhalt und die innere Sicherheit des Landes auf die Probe stellen würde. Selenskyj versucht, Zeit zu gewinnen – nur steht die Zeit nicht auf der Seite der Ukraine.“

T24 (TR) /

Trump verfolgt seine eigenen Interessen

Bei den von Trump organisierten Gipfeln ist nicht Frieden das eigentliche Ziel, kritisiert T24:

„Nach dem Treffen in Alaska hat Trump seinen Weg des 'schnellen Waffenstillstands' verlassen und sich der vom Kreml gewünschten Idee eines umfassenden Friedens zugewandt. Dieser Kurs scheint jedoch eher eine PR-Kampagne als ein Friedensprozess zu sein. ... Der von Trump versprochene Frieden ist im Grunde genommen auf einen Interessenausgleich zwischen mächtigen Männern reduziert. Seine Vision eines 'großen Friedens' bietet eher eine Belohnung für den Kreml, eine Belastung für Kyjiw und die Gefahr, der Welt einen neuen 'Halbfrieden' zu hinterlassen, statt einer dauerhaften Lösung für die Ukraine.“

Seznam Zprávy (CZ) /

Wenn es richtig schlecht läuft

Seznam Zprávy entwirft eine Art Worst-Case-Szenario:

„Wenn Trumps Gesundheit mitmacht, wird er noch dreieinhalb Jahre an der Macht sein, und in dieser Zeit wird die Welt wahrscheinlich müde werden von Gipfeltreffen. Russland wird unterdessen, unterstützt von Iran, China und Nordkorea, langsam weitere vielleicht Tausende Quadratkilometer [in der Ukraine] erobern. Die abgestumpfte russische Öffentlichkeit, gelähmt von Angst wie unter Stalin, wird sich mit billigem Wodka und staatlicher Propaganda betrinken. Und die fünften Kolonnen in Europa in Form verschiedener EU-feindlicher und vermeintlich antielitärer, in Wirklichkeit aber prorussischer Parteien werden bei den Wahlen punkten und den gesellschaftlichen Konsens untergraben, dass dem Bösen entgegengetreten werden muss.“