Waldbrände in Südeuropa: Was tun außer löschen?
Angefacht von anhaltender Wasserknappheit, Dürre und Hitzerekorden wüten verheerende Waldbrände im Süden Europas, angefangen von der iberischen Halbinsel über Italien und Kroatien bis hin zu Griechenland und der Türkei. In Spanien und Portugal forderten die Brände bereits Tote, in Griechenland mussten dieser Tage Tausende Menschen ihre Häuser verlassen. Medien kritisieren, dass auf die Brände bloß reagiert wird.
Mehr Prävention gefordert
Viele Waldbrände könnten vermieden werden, betont El Mundo:
„Die Brände zeigen, wie wichtig es ist, diese Herausforderung mit der nötigen institutionellen Entschlossenheit anzugehen. ... Es ist inakzeptabel, dass sich in einem Land wie unserem, das hohen Temperaturen derart ausgesetzt ist, jedes Jahr Szenen wiederholen, die vermieden werden könnten, wenn die Feuerwehr endlich verstärkt und die Prävention verbessert würde. Reaktive Maßnahmen reichen nicht aus. Diese ernste Bedrohung erfordert ein entschlossenes Engagement. ... In den meisten Fällen brennt es wegen trockener Felder, Hitzewellen und vernachlässigter Wälder. ... Und die öffentliche Empörung wird immer größer, weil die Politiker sich streiten oder sich aus dem Urlaub zu Wort melden.“
Teufelskreis aus sich wiederholenden Fehlern
Der Direktor von WWF Greece, Dimitris Karavellas, analysiert in Kathimerini kritisch:
„Basierend auf Daten der Abteilung für Brandstiftung der Feuerwehr wurden in den vergangenen zwei Jahrzehnten nur 16,8 Prozent der Waldbrände angemessen untersucht, und nur 12,1 Prozent haben eine dokumentierte Ursache. Diese Lücke hat einen Teufelskreis aus sich wiederholenden Fehlern, ineffektiven politischen Maßnahmen und der Verbreitung von Verschwörungstheorien zur Folge. ... Der Schutz unserer Wälder vor Waldbränden kann sich nicht allein auf Spekulationen oder guten Willen stützen. Er erfordert Daten, öffentliche Rechenschaftspflicht und politischen Willen.“
Forstwirtschaft muss vielfältiger werden
Waldgebiete müssen wieder zu belebten Lebensräumen werden, schreibt die Ökologie-Professorin Helena Freitas in Público:
„Der Wald ist fragil geworden, Opfer einer Kombination aus anhaltender Dürre, Landflucht und eintönigen Landschaften, die von Eukalyptusbäumen, Kiefern, Gestrüpp und invasiven Pflanzenarten dominiert werden. Das Beharren auf schnell rentablen Monokulturen bedeutet, das Land Jahr für Jahr zu einer Wiederholung der Tragödie zu verurteilen. ... Portugal braucht eine neue, vielfältigere und intelligentere Forstwirtschaft. Eine Wirtschaft, die nachhaltige und innovative Produkte wertschätzt, hochwertige Arbeitsplätze fördert und lokale Gemeinschaften stärkt.“
Verfehlte Agrarpolitik
Eine Ursache für die schnelle Ausbreitung der Feuer ist die Stilllegung von Agrarflächen, wettert Landwirt und Journalist Jean-Paul Pelras in Le Point:
„Wo sind die politischen Verantwortungsträger, die Winzern eine mehr als lächerliche Summe zwischen 2.500 und 4.000 Euro pro Hektar bieten, damit sie endgültig ein Arbeitsinstrument, ein Vermögen, ein Erzeugnis mehrerer Jahrhunderte ausreißen, das allein imstande ist, die Feuer zu tilgen. Wie hier im südfranzösischen Département Aude, wo erneut 4.955 Hektar, also 7,81 Prozent der Weinanbaufläche, ausgerissen wurden. Diese Verantwortungsträger, die in Paris oder Brüssel in ihren klimatisierten Büros oder TV-Studios entscheiden, ohne zu wissen, was es kostet, ein Land zu retten, wenn die Menschen fortgegangen sind und es zu brennen beginnt!“
Nicht nur der Süden braucht besseren Schutz
Auch das nördlicher gelegene, aber dichtbesiedelte Belgien ist auf Flächenbrände unzureichend vorbereitet, warnt La Libre Belgique:
„Das Verteidigungsministerium hat kürzlich spezielle Kits gekauft, damit seine Helikopter Wasser auf Brandherde abwerfen können. Es analysiert sogar die Möglichkeit, seine großen A400M-Transporter in Wasserbomber umzuwandeln. Doch der Kampf gegen Waldbrände ist weniger die Aufgabe der Armee als die von Feuerwehr und Zivilschutz. Und dort deutet alles darauf hin, dass die Vorbereitung nicht ausreicht. Das Personal ist nicht hinlänglich geschult und die Ausrüstung erfüllt ebenso wenig die Anforderungen. Ganz zu schweigen von Raumordnung und Städteplanung, welche solch spezifische Prävention oft vernachlässigen.“