COP30: Kann die Klimawende noch gelingen?
Am Montag beginnt im brasilianischen Belém die COP30. UN-Generalsekretär António Guterres rief im Vorfeld der Weltklimakonferenz zu verstärkten Maßnahmen gegen den Klimawandel auf. Es sei nicht gelungen, unter 1,5 Grad Erderwärmung zu bleiben, und jedes Zehntelgrad bedeute mehr Hunger, mehr Vertreibung und mehr Verluste. Auch Kommentatoren sehen Handlungsbedarf.
Frühere Tatenlosigkeit erzwingt drastische Maßnahmen
Fünf junge Wissenschaftler fordern Spanien in El País auf, das Ende des fossilen Zeitalters voranzutreiben:
„In Spanien konzentrierte sich die öffentliche Debatte stark auf die Anpassung [an sich ändernde Klimabedingungen]. … Doch man kann eine Wunde nicht heilen, ohne die Blutung zu stillen: Anpassung ist sinnlos, solange nicht auf fossile Brennstoffe verzichtet wird. … Auf der bevorstehenden COP30 sollte Spanien dem Vertrag über die Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe beitreten und sich den führenden Klimaschutzländern anschließen. … Die Tatenlosigkeit der letzten Jahrzehnte zwingt uns zu drastischen Maßnahmen. Die Alternative ist eine Dystopie, die die Klimaapartheid verschärft: Einige wenige profitieren, während die globale Mehrheit in der Klimahölle schmort.“
Ein Cocktail aus Krisen und Konflikten
Le Quotidien warnt vor verheerenden Folgen der nicht erreichten Klimaschutzziele:
„Wir sind also gescheitert. Bislang fühlen wir in unserem Leben kaum Unterschiede. Der Klimawandel wird unsere immerhin in gemäßigten Klimazonen liegenden Gegenden in einigen Jahrzehnten jedoch erreichen, das ist gewiss. Dass die vielen Menschen am anderen Ende der Welt in Regionen bleiben werden, wo man in Folge von Dürren, Nahrungsmittelmangel oder wiederholten Überschwemmungen nicht mehr leben kann, ist schwer vorstellbar. Humanitäre und Flüchtlingskrisen werden dieses Jahrhundert prägen. Dieser Cocktail könnte auch Konflikte um den Zugang zu Ressourcen auslösen. Wir werden das aus nächster Nähe erleben.“
Hauptsache weg von fossilen Brennstoffen
Die Hoffnung nicht aufgeben, mahnt Avvenire:
„Die Zunahme von Kriegen, massive Investitionen in Waffen und der stetig steigende Energiebedarf haben den ökologischen Wandel – abgesehen von der Rhetorik – auf der Prioritätenliste vieler Länder nach hinten verschoben. Nicht nur in Washington, das sich – auf Wunsch von Donald Trump – aus dem Pariser Abkommen zurückziehen will und in Belém durch Abwesenheit glänzt. … Es überrascht daher nicht, dass UN-Generalsekretär António Guterres die COP mit der Feststellung eröffnete, dass das größte Ziel des Pariser Abkommens, die globalen Temperaturen unter 1,5 Grad zu halten, 'weltweit gescheitert' sei. ... Aber noch ist nicht alles verloren: Die Welt kann den Schaden noch minimieren, indem sie beschleunigte Maßnahmen ergreift, angefangen mit der schrittweisen Abkehr von fossilen Brennstoffen.“
In zehn Jahren ist viel passiert
Kauppalehti hofft auf viele sich ergänzende Erfolge:
„Das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Abkommens ist noch weit entfernt, aber in zehn Jahren ist auch viel passiert. Im Energiesektor ist bereits ein großer Wandel im Gange und auch in Finnland haben Unternehmen Geld in die Reduzierung ihrer Emissionen investiert, weil sie dies für ihr eigenes Geschäft als klüger erachten. In den Klimaverhandlungen der kommenden Wochen muss es gelingen, dass weitere Teile dieses Puzzles ihren Platz finden.“
Auf Fortschritte fokussieren
Wir sollten uns nicht zu sehr auf das Abschlussdokument der COP konzentrieren, rät François Gemenne vom Weltklimarat in Les Echos:
„Wenn wir hingegen aufhören würden, von jeder COP entscheidenden Richtungswechsel zu erhoffen, und wenn wir uns eher auf all das konzentrieren, was abseits der zentralen Verhandlung passiert und was so oft als großer Trubel verschrien ist, dann könnten wir mehr Anlass zu Hoffnung finden. Denn die Koalitionen und Partnerschaften, die geschmiedet, und Projekte, die finanziert werden, sind greifbarere Ergebnisse als die Abschlusserklärung und skizzieren die Umrisse der künftigen Wirtschaft.“